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GIBT ES FISCH AUCH NACHHALTIG?

Kann man Fisch mit gutem Gewissen essen?

Warum man besser regionalen Fisch kauft: Überfischung, Klimawandel und Umweltverschmutzung machen den Fischbeständen weltweit zu schaffen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu Versorgungssituation, nachhaltiger Fischzucht und Regionalität.

Der Fischkonsum wächst weltweit rasant, in den letzten beiden Jahrzehnten kam es zu einem Anstieg um ca. 50 % auf aktuell rund 185 Mio. Tonnen pro Jahr. In Österreich werden rund 71.200 Tonnen Fisch pro Jahr gegessen, das sind etwa 7.8 kg pro Kopf (Stand 2023). Spanier und Portugiesen essen aber weitaus mehr Fisch, nämlich bis zu 57,67 kg pro Kopf!

Die Österreicher*innen essen übrigens ca. 300 Tonnen Zander pro Jahr - der Großteil (240 to) erreicht uns tiefgekühlt. 


EU-weit gesehen stammen Speisefische zu 75 % aus Wildfang und zu 25 % aus Aquakulturen. In Österreich decken wir unseren Eigenbedarf an Speisefisch nur zu 7 % aus dem Inland - der Rest sind Importe! Vor allem Lachs und Kabeljau kommen aus Polen, Niederlande, Dänemark und Norwegen. Sogar Forelle und Saibling kommen oft aus Italien und der Türkei. Zander stammt manchmal aus heimischem Wildfang, zum größten Teil aber aus Aquakulturen in Deutschland, Dänemark, Schweiz und Niederlande - und natürlich dem Mühlviertel!

In Österreich erhältlicher Zander kommt oft aus Estland, Lettland, Litauen, Schweden und Polen und hier aus Aquakulturen, Binnen- und Meeresfischerei. Eine weitere Herkunftsquelle ist der Peipsi-See in Estland und Russland, wo er mit Stellnetzen, Kiemennetzen, Ringwaden und Reusen (Fallen) gefangen wird. Auch Kasachstan, die Ukraine und die Türkei sind Zander-Herkunftsländer.

Der WWF (World Wildlife Fund) hat die Quellen für Zander nach einem Ampelsystem in verschiedene Risikoklassen eingeteilt - je nach Zustand der Bestände, Fangmethoden und Wirksamkeit des Fischerei-Managements. 

GRÜN (im Sinne von ökologisch verträglich) sind Zander mit Herkunft aus Kreislauf-Aquakulturen, wie sie Böhmerwald Fisch betreibt. Außerdem Wildfang aus dem Peipsi-See (die Ware ist in Österreich allerdings nur als TK-Produkt erhältlich) sowie Wildfang aus der Schweiz (die aber praktisch nicht exportiert wird).

Als GELB (oder bedenklich) wird Wildfang aus Binnengewässern in Litauen, Lettland und Estland eingestuft.

Eine klare ROTE KARTE gibt es für Zander aus Binnengewässern in der Türkei, der Ukraine, Russland und Kasachstan (schon wegen der dort betriebenen Grundschleppnetz-Fischerei, die die Ökosysteme schädigt). Außerdem für die gesamte Ostsee, also Polen, Russland, Lettland, Litauen, Estland und Schweden (aufgrund von Überfischung). 

Nicht empfohlen wird übrigens der Konsum von Zander aus dem Brackwasser der Ostsee. Die Gründe: hohe Umweltbelastung durch die Erderwärmung und Überdüngung in der Landwirtschaft, Sauerstoffmangel im Gewässer und Mikroplastik in der Nahrungskette.

Zur Fischpopulation in den Weltmeeren existieren besorgniserregende Schätzungen. So sind in den vergangenen 50 Jahren die Bestände in den Ozeanen dramatisch zurückgegangen, der Klimawandel und die damit verbundene Erwärmung der Meere verschärft das Problem zusätzlich. Weltweit gelten über 37 % der kommerziell genutzten Fischbestände als überfischt, 50 % als maximal genutzt (Stand Juni 2024). In europäischen Gewässern sieht es nicht besser aus: Im Nord-Ost-Atlantik sind 32 % der Bestände überfischt, im Mittelmeer und Schwarzen Meer 58 % (wenngleich hier eine Verbesserung gegenüber 85 % in 2014 zu verzeichnen ist).

Dem will die Weltnaturkonferenz (COP 15) entgegenwirken. So sollen bis zum Jahr 2030 mindestens 30 % der Weltmeere unter Schutz stehen, davon ein Drittel komplett nutzungsfrei (also auch ohne Fischerei), um eine Erholung der Fischbestände zu ermöglichen. 

Auch in den Binnengewässern sieht es nicht besser aus: In einem Bericht aus 2021 sieht der WWF ein Drittel aller Süßwasserfisch-Arten vom Aussterben bedroht, wobei 80 Spezies bereits ausgestorben sind. Insgesamt nimmt die Artenvielfalt in Flüssen und Seen doppelt so rasch ab wie in den Weltmeeren. Zu den Hauptursachen zählen Wasserkraftwerke und Staudämme, Wasserentnahmen für die Bewässerung und die Verschmutzung durch Industrie, Landwirtschaft und Haushalte. Dazu kommen die extremen Folgen der Klimakrise und der Überfischung.

Und in Österreich? Von den 73 heimischen Fischarten, stehen rund 60 % auf der Roten Liste bedrohter Arten (z.B. der Huchen), sieben Arten (u.a. der Hausen) gelten bereits als ausgestorben bzw. als vom Aussterben bedroht.


Ein zunehmendes Problem stellt die klimawandelbedingte Erwärmung selbst fließender Gewässer dar. Um diese Auswirkungen zu sehen, müssen wir in Ulrichsberg nicht weit gehen: Für die Große Mühl wurden im Sommer 2025 24,7 Grad Celsius gemessen! Eine Bedrohung für Bachforelle und Äsche. Steigende Temperaturen sind aber in allen Meeren, Seen und Flüssen ein Problem. Eine Untersuchung des Alfred-Wegener-Instituts in Hamburg zeigt, dass es Fische in der Laich- bzw. Paarungszeit und als Embryonen besonders hart trifft. Der Grund ist, dass der erhöhte Sauerstoffbedarf bei wärmeren Temperaturen das Herz-Kreislaufsystem von trächtigen Fischen und Embryonen, die noch keine Kiemen haben, vor lebensbedrohliche Probleme stellt. Unsere Süßwasserfische sind dabei doppelt im Nachteil. Anders als Meeresarten, die sich nach Norden ausbreiten und tiefere Gewässer aufsuchen können, haben sie kaum Ausweichmöglichkeiten. 

Der Fischerschöpfungstag ist der Tag, an dem der heimisch produzierte Fisch theoretisch-rechnerisch aufgebraucht wäre, würde nur der heimische Fisch gegessen. Im Jahr 2024 fiel der Fisch-Erschöpfungstag auf den 31. Jänner, im heurigen Jahr bereits auf den 27. Jänner.

Bei der Frage der Nachhaltigkeit von Fisch sind folgende Kriterien ausschlaggebend:

  • Zustand der Fischbestände
  • Umweltauswirkungen der Fangmethoden (hier geht es um Themen wie Beifangquote, Energieverbrauch und Schädigung des Gewässerbodens; kritisiert werden vor allem Kiemennetze, Ringwaden, Treibnetze und Schleppnetze)
  • Wirksamkeit des Fischerei-Managements 
  • Transportwege (z.B. ist China der weltweit größte Produzent und Importeur - bei gleichzeitigem Export von 75 % seines importierten Fischs nach günstiger Verarbeitung
  • Die langen Transportwege schaden dem Klima, intransparente Daten über Bezugsquellen machen eine Nachverfolgung schwierig.

Keinesfalls! Denn die Bandbreite der Fischzucht in Aquakulturen ist groß. Die Zucht kann in offenen oder geschlossenen Systemen stattfinden. Der Unterschied: Bei offenen Systemen findet ein Austausch mit der Umwelt statt, geschlossene Systeme sind von der natürlichen Umgebung abgetrennt. 

Hier eine Übersicht der verschiedenen Aquakulturen:

Durchflusssysteme: Diese werden vor allem für die Forellenzucht genutzt. Dabei werden aus einem Fließgewässer Wasser zu den Fischbecken geleitet und nach der Behandlung als Abwasser wieder zurückgeführt. Mögliche Nachteile: Verschmutzungen des natürlichen Gewässers, Übertragung von Krankheiten, hoher Energieaufwand

Muschelkulturen: hauptsächlich für Mies- und Jakobsmuscheln. Sie wachsen in Hängekulturen an Netzen oder Seilen, die kaum Auswirkungen auf den Meeresboden haben. Als Alternative werden sie auch in Bodenkulturen gezüchtet, dabei wird der Boden zwar umgepflügt, allerdings handelt es sich dabei meist um seit langem genutzte, artenarme Gebiete.

Offenen Netzgehege im Meer oder in Binnengewässern:  Hier werden hauptsächlich Thunfisch und Lachs gemästet. Dabei gelangen Abwässer, Fäkalien, Futterreste, eingesetzte Chemikalien und Antibiotika (diese braucht es aufgrund der hohen Populationsdichte) in das umgebende Gewässer, belastet ist auch der Boden unter den Gehegen. Außerdem können Zuchtfische entweichen und Krankheiten auf die Wildpopulation übertragen.

Teichwirtschaften: Hier muss unterschieden werden zwischen Teichen im Binnenland oder in Küstengebieten. In Südostasien kommt es bei der Errichtung von Garnelenzuchtanlagen zur Zerstörung von Mangrovenwäldern. Unbehandelte Abwässer können die Umgebung verschmutzen, ausgetrocknete, verlassene Anlagen bergen Gefahren für die Umwelt. Neben diesen Anlagen (v.a. für Tilapia und Garnelen) gibt es aber auch traditionelle (in Österreich v.a. im Waldviertel) Karpfen-Teichanlagen mit weitaus weniger Auswirkungen auf die Umwelt.

Zirkulationssysteme: Hier werden Fische in Becken oder Tanks gehalten und das Wasser laufend behandelt, sodass die benötigte Frischwasserzufuhr reduziert wird. Diese Systeme sind für viele Fischarten geeignet und beheben viele ökologische Nachteile der anderen Systeme. Sie sind aber teuer im Betrieb (u.a. hoher Energiebedarf). Wie wir bei Böhmerwald Fisch unser Zirkulationssystem nachhaltig betreiben, ist hier zu lesen!

Österreich hat einen sehr geringen Fisch-Eigenversorgungsgrad von deutlich unter 10 %. Von diesen rund 5.500 Tonnen Fisch stammt der Großteil aus Aquakulturen (Durchflusssysteme, Teichwirtschaften und Indoor-Zirkulationssysteme), nämlich 85 % (Quelle: Statistik Austria). 

Derzeit gibt es in Österreich etwa 50 Indoor-Zuchtbetriebe – mit wachsender Tendenz. Ihr Anteil an der Gesamtproduktion aus Aquakulturen liegt bei über 10 %, ebenfalls mit deutlichem Wachstum. Verbreitete Fischarten sind in dieser Zuchtvariante der Afrikanische Raubwels und Tilapia (Afrikanischer Buntbarsch), da beide relativ anspruchslos und somit einfach zu züchten sind. Ein typisches Indoor-Produkt sind auch Garnelen. Der Zander stellt hingegen die höchsten technischen und fachlichen Ansprüche an den Züchter. Daher sind Zanderzuchtanlagen indoor noch selten – in Österreich betreibt Böhmerwald Fisch die derzeit einzige Anlage!